Reittherapie

„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“

Antoine de Saint-Exupery

Kinder und Jugendliche benötigen angemessene Rahmenbedingungen, um notwendige Entwicklungsschritte vollziehen und Versäumtes nachholen zu können. Dies umso mehr, wenn in den früheren Jahren durch die Lebens- und Entwicklungsumstände Schwierigkeiten und Probleme entstanden sind.
Bei uns dauern die reittherapeutischen Einheiten daher in aller Regel nicht nur 60 Minuten, sondern öfter auch einen ganzen Nachmittag. Unsere Erfahrung zeigte uns, dass Kinder/Jugendliche in einem geschützten 1:1-Setting leicht zu motivieren sind, unbefangen auf die Pferde zugehen und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufbauen können.
Die wertschätzende und ressourcenorientierte Arbeitsweise betrachtet zunächst und vor allem die Stärken der Kinder/Jugendlichen, derer sie sich selbst oft noch gar nicht bewusst sind. Die Pferde haben dabei einen stark motivierenden Einfluss. Mit der Steigerung der Lebensfreude als Grundlage wird erfolgreiches Handeln erlebbar. Es werden Verhaltens- und Erlebensänderungen ermöglicht und die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstbewusstsein gefördert.
Ziele
Allgemein
  • Vermittlung von Lebensfreude
  • Sinneserleben fördern
  • Körpergefühl verbessern
  • Lern– und Konzentrationsfähigkeit verbessern
  • Ausdrucksverhalten (Mimik, Gestik, Körpersprache) verbessern
  • Dialogfähigkeit fördern
  • Handlungskompetenz erhöhen
emotional-kognitiver Bereich
  • Vertrauen erfahrenen
  • Selbstwert erleben
  • Verlässlichkeit erleben
  • Wahrnehmungsschulung
  • Einfühlungsvermögen fördern
  • Frustrationstoleranz erhöhen
  • emotionale Stabilisierung
sozialer Bereich
  • Vertrauen erleben
  • Rücksicht nehmen
  • Helfen und Hilfe annehmen
  • Abbau aggressiver Verhaltensweisen
  • kooperatives, faires Verhalten erlernen
  • Frustrationstoleranz erhöhen
  • Problemslösestrategien entwickeln
  • Verantwortung übernehmen
motorischer Bereich
  • Förderung der Fein– und Grobmotorik
  • Förderung von Gleichgewicht und Koordination
  • Verbesserung von Haltungsschäden und -schwächen
Pferdehaltung und Arbeitsweise
Täglich leisten unsere Pferde wertvolle Arbeit und wir wollen im Therapiealltag mit einem ausgeglichenen Pferd kooperieren. Deshalb werden unsere Pferde artgerecht gehalten. Sie trainieren und zeigen täglich arttypisches Verhalten, können zu jeder Zeit ihren Bedürfnissen nach Bewegung und Sozialkontakt nachgehen und sind nie isoliert in einer Box. Auf den großflächigen Kräuterwiesen können die Pferde bei der Futtersuche täglich viele Kilometer zurücklegen und jederzeit in ihrem Weidezelt Schutz vor Sonne oder Zugluft suchen. Bei schlechter Witterung bietet der befestigte Auslauf mit Offenstall eine angemessene Alternative.

Unser Umgang mit dem Pferd wie dem Mensch ist durch Respekt, Achtung und Vertrauen geprägt. Wir arbeiten mit den Pferden partnerschaftlich und absolut gewaltfrei. Nur so können wir den Kindern/Jugendlichen ein Vorbild sein. Jedes Pferd wird in seiner Individualität wahrgenommen und dank sorgfältiger Ausbildung nach seinen Fähigkeiten eingesetzt und kann so ein weitgehend konstantes, einfühlsames und rücksichtsvolles Verhalten zeigen.

Unsere Reitweise orientiert sich an der sogenannten ´Klassischen Reitweise´, in der sich auch Anteile alternativer Reitweisen wiederfinden. Wir verzichten im Therapiealltag vollständig auf die Verwendung von Hilfszügeln, um das Pferd nicht in seinem natürlichen Bewegungsablauf zu stören. Unsere Pferde haben durch ein speziell gymnastizierendes Trainingsprogramm gelernt, an der Longe spurig zu laufen und ihren Hals als Balancierstange zu nutzen.

Qualitätssicherung
Die Berufsbezeichnung „Reittherapeut“ ist nicht gesetzlich geschützt. Wir sehen jedoch als wichtige Standards und Qualitätsmerkmale an:

Die Reittherapeutin

  • hat einen pädagogischen oder therapeutischen Beruf oder erworbene Qualifikation aus einem dieser Bereiche
  • verfügt über langjährige, fundierte Erfahrung hinsichtlich Haltung und Arbeit Pferden
  • hat eine Weiterbildung als Reittherapeutin absolviert und kann dies durch ein erworbenes Zertifikat nachweisen
  • besucht regelmäßig Fortbildungen

 

Die eingesetzten Pferde

  • sind reiterlich und auch an der Longe solide ausgebildet
  • sind ihrem reittherapeutischen Einsatz entsprechend ausgebildet, sodass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Reittherapeutin möglich ist
  • werden artgerecht mit ganztägigem Auslauf im Herdenverband gehalten und verfügen über saubere, ausreichend große Stallungen
  • werden regelmäßigen Gesundheitschecks unterzogen (Hufpflege, Zahnkontrollen, Impfungen, Wurmkuren, sowie osteopathische Behandlung)
  • werden ausschließlich entsprechend ihrem Alter und Ausbildungsstand, sowie ihren psychischen und physischen Voraussetzungen eingesetzt
  • haben regelmäßige Pausen (mind. 1 arbeitsfreien Tag wöchentlich sowie einen 3-4wöchigen „Jahresurlaub“)
  • werden regelmäßig ihren Bedürfnissen entsprechend ausgleichend und gymnastizierend gearbeitet

 

Der therapeutische Prozess

  • wird regelmäßig nach jedem Termin schriftlich dokumentiert
  • Durchführung von Erst-, Verlaufs – und Abschlussgesprächen
  • klare Zielformulierungen mit allen Beteiligten
  • Austausch mit anderen beteiligten TherapeutInnen sowie den nächsten Bezugspersonen
  • ist transparent und kann jederzeit beobachtet werden